BEISPIEL1

Alles nicht der Rede wert, Herr Tillich?
Sachsens Regierungssprecher Cohausz gibt sein Amt auf. Das Problem aber bleibt: Der Ministerpräsident wehrt sich gegen politische Debatten. Sein wichtigstes Ziel ist Ruhe. Das schadet der Demokratie
Von Raoul Löbbert
24. Mai 2012DIE ZEIT Nr. 22/2012

"Die frohe Botschaft soll nicht durch lästige Fragen verwässert werden"

Um einen Mächtigen zu verstehen, sagt Michael Spreng , Politikerberater und Ex-Chefredakteur der Bild am Sonntag, m uss man sich den ansehen, der ihm die Macht verliehen hat. Der Wähler von heute, so Spreng, "ist ein in sich zerrissenes Wesen. Einerseits will er einen Regenten, der so zurückhaltend und bürgerlich ist, wie man selbst zu sein glaubt. Andererseits möchte er zu einem Helden aufschauen can, an den er im Krisenfall die ganze Verantwortung delegiert." So wählt sich der Wähler in einer Gesellschaft, sterben Sich von Politik zunehmend belästigt fühlt, seinen "König von nebenan". Ihm vertraut er, gerade weil er nicht so genau weiß, was der eigentlich treibt. In Sachsen ist dieser König der Sachse.Und der can, wie er auf seiner Internetseite schreibt, nichts "mit politischer Alltagsrhetorik" eingehen. Mit Einer "klaren Sprache" WIRD Tillich Eine Brücke Von Der Macht Zum Volk Schlagen. Denn das sieh t sich in einer Zeit, da Piraten die Parlamente entern, nach nichts mehr, als dass sich Politik anders anhört und anfühlt als bisher – das reicht dem Volk schon.


BEISPIEL2

Es war einmal mitten im Winter, und die Schneeflocken fielen wie Federn vom Himmel herab. Da saß eine Königin an einem Fenster, das einen Rahmen von schwarzem Ebenholz hatte, und nähte. Und wie sie so nähte und nach dem Schnee aufblickte, stach sie sich mit der Nadel in den Finger, und es fielen drei Tropfen Blut in den Schnee. Und weil das Rote im weißen Schnee so schön aussah, dachte sie bei sich: Hätt' ich ein Kind, so weiß wie Schnee, so rot wie Blut und so schwarz wie das Holz an dem Rahmen! Bald darauf bekam sie ein Töchterlein, das war so weiß wie Schnee, so rot wie Blut und so schwarzhaarig wie Ebenholz und ward darum Schneewittchen (Schneeweißchen) genannt. Und wie das Kind geboren war, starb die Königin. Über ein Jahr nahm sich der König eine andere Gemahlin. Es war eine schöne Frau, aber sie war stolz und übermütig und konnte nicht leiden, daß sie an Schönheit von jemand sollte übertroffen werden. Sie hatte einen wunderbaren Spiegel; wenn sie vor den trat und sich darin beschaute, sprach sie:
»Spieglein, Spieglein an der Wand, 
Wer ist die Schönste im ganzen Land?«
so antwortete der Spiegel:
»Frau Königin, Ihr seid die Schönste im Land.«
Da war sie zufrieden, denn sie wußte, daß der Spiegel die Wahrheit sagte.